Donnerstag, 23.02.2012: Der Vormittag vergeht mit Packen und dem „Einmotten“ der Wohnung. Kurz vor 13:00 Uhr kommen wir los. In Mettenhof tanken wir noch (für 1,509 €/Liter) voll und fahren auf die Autobahn. Ohne Stau erreichen wir vier Stunden später Göttingen, wo wir auf dem Stellplatz am Badeparadies Eiswiese einen Platz bekommen. Nachdem wir uns eingerichtet haben, machen wir uns zu Fuß auf den Weg in die Innenstadt. In einer Schlachterei kaufen wir für das Abendessen ein und sind nach einer guten Stunde wieder am Auto. Die Heizung hat sich wieder mit der gleichen Fehlermeldung ausgeschaltet, wie schon am Wochenende. Der Eingriff vom Boschdienst Droege hat offensichtlich nichts gebracht. Dank iPhone finde ich einen Boschdienst in Bad Windsheim, bei dem wir es dann noch einmal versuchen können. Nach dem Abendessen machen wir es uns im Auto gemütlich und sehen fern.
Freitag, 24.02.2012: Gut drei Stunden brauchen wir noch bis nach Veitshöchheim, wo Petra schon auf uns wartet. Nach einem Mittagessen machen wir einen Spaziergang. Zum Kaffee kommt dann auch Achim aus dem Büro, wir klönen und sehen uns am Abend Dias aus den USA an. Gegen Mitternacht gehen wir ins Bett.
Samstag, 25.02.2012: Nach dem Ausschlafen und einem ausgiebigen Frühstück fahren wir nach Wertheim. Im Eurocamp sehen wir uns die ausgestellten Wohnmobile verschiedener Hersteller an und besuchen anschließend die benachbarte Schokoladenfabrik „Art of Chocolate“. In Urphar, einem kleinen Ort oberhalb einer Mainschleife unternehmen wir einen Spaziergang mit Ausblick auf den Fluss. Nach einer kurzen Pause in Veitshöchheim fahren wir nach Würzburg, wo Petra in einem texanisch/mexikanischen Restaurant einen Tisch reserviert hat. Den Abend verbringen wir wieder mit Dias aus den USA und Südafrika. Auch heute sind wir wieder so gegen Mitternacht im Bett.
Sonntag, 26.02.2012: Heute unternehmen wir einen Bummel durch den Schlosspark vom Veitshöchheim und spazieren ein Stück am Main entlang. Nach dem Mittagessen machen wir uns bei strömendem Regen auf den Weg nach Bad Windsheim. Es leuchtet die ESP-Anzeige im Armaturenbrett, so dass vielleicht auch noch ein Besuch bei Mercedes erforderlich wird. Heidi und Ingo haben uns den Stellplatz an der Franken-Therme empfohlen, wo wir einen Platz reserviert haben. Unsere Heizung ist jetzt ein Totalausfall, so dass wir morgen unbedingt einen Boschdienst aufsuchen müssen. Am frühen Abend gehen wir in die Franken-Therme und genießen das warme Solewasser. Unser Heizlüfter sorgt trotz Ausfall der Heizung für Wärme im Wohnmobil.
Montag, 27.02.2012: Über Nacht kühlt es ohne Heizung bei einer Außentemperatur von 1 Grad dann doch ziemlich aus. Heizlüfter, Front- und Fußbodenheizung bringen am Morgen die Wärme zurück. Mehrere Telefonate mit Herrn Kruggel von Webasto, sowie Boschdiensten in Ansbach und Nürnberg und der Besuch eines Boschdienstes in Neustadt an der Aisch beschäftigen uns den ganzen Vormittag. Schließlich ist folgendes Vorgehen abgestimmt: Mögliche Ersatzteile werden zum Boschdienst nach Nürnberg transportiert, wo wir morgen um 9:00 Uhr einen Termin haben. Herzlichen Dank an Herrn Kruggel für seinen tollen Einsatz und die hoffentlich erfolgreiche Koordination. Auf dem Parkplatz des Restaurants „Grüne Au zum Brez´nwirt“ finden wir einen Stellplatz mit Stromanschluss und fahren mit der U-Bahn in die Innenstadt von Nürnberg. Wir bummeln durch die schöne Altstadt und sehen uns den Film „Ziemlich beste Freunde“ an, der uns sehr gut gefällt. Zurück am Auto starten wir den Heizlüfter und stärken uns im Restaurant mit Röstknödel und Cordon Bleu. Ein gemütlicher Fernsehabend beendet den im Zeichen der defekten Heizung stehenden Tag.
Dienstag, 28.02.2012: Um 6:00 Uhr beendet der Wecker die Nacht und wir stehen ein paar Minuten vor Öffnung der Werkstatt bei der Firma A+R auf dem Hof. Die Heizung wird zerlegt und es erfolgt per telefonischer Rücksprache mit den Technikern von Webasto die Fehlerdiagnose. Als der neue Gebläsemotor angeliefert wird beginnt sofort der Einbau. Aufgrund von Schleifgeräuschen wird die Heizung noch einmal komplett zerlegt. Um 15:00 Uhr ist dann alles fertig – vermeintlich. Die Heizung läuft und wir machen uns auf den Weg zum Knaus Campingpark Nürnberg. Wir entsorgen, richten uns ein und starten einen Waschgang unserer Wäsche. Als wir im Auto die Wasserpumpe einschalten nimmt das Unheil seinen Lauf: Sie pumpt und pumpt und als Geli unter das Auto schaut sprudelt das Wasser aus dem Heizungsgehäuse heraus. Da ist wohl offensichtlich beim Zusammenbau der Heizung etwas ordentlich schief gegangen. So haben wir morgen also einen weiteren Werkstatttag vor uns. Bei der Firma A+R ist niemand mehr zu erreichen aber ich informiere Herrn Kruggel von Webasto über die neueste Entwicklung. Gut, dass wir auf einem Campingplatz stehen, so können wir Wasser holen und Toiletten und Waschräume benutzen. Die Nutzung unseres eignen Frischwassers ist nahezu unmöglich, da sofort das Leerpumpen des Tanks beginnt. Wenigstens können wir wieder heizen und machen es uns trotz des ärgerlichen Geschehens gemütlich. Aus den geplanten Spaghetti werden aufgrund des fehlenden Wassers belegte Brote. Eine Partie Angry Birds hilft beim Frustabbau. Hoffentlich kommen wir morgen endlich weiter.
Mittwoch, 29.02.2012: Um 8:30 Uhr stehen wir wieder bei der Firma A+R vor der Tür. Die beiden Mechaniker sind schon da und zunächst auch ratlos als wir unsere sprudelnde Heizung vorführen. Wir machen uns zu Fuß auf den Weg und sehen uns bei einem Fiat-Händler die aktuellen Modelle des Fiat 500 an. Als wir wieder bei A+R vorbei kommen steht unser Roadrunner schon wieder vor der Tür. Es hat sich herausgestellt, dass der per Schnellkupplung angeschlossene Frischwasserschlauch bei der gestrigen Montage wohl nicht richtig aufgesteckt wurde und sich unter dem Wasserdruck vollständig gelöst hat. Angeblich ist jedoch kein Wasser in die eigentliche Heizung eingedrungen und es ist kein weiterer Schaden entstanden. Auf dem Parkplatz eines Supermarktes in der Nähe probieren wir noch einmal alles aus und kaufen noch etwas ein. Nach zwei „Heizungstagen“ kommen wir jetzt also endlich weiter. Es ist 11:00 Uhr als wir uns auf den Weg nach Süden machen. Über die Autobahnen 73 und 6 erreichen wir wieder die A7, der wir bis Memmingen folgen. Hier versuchen wir vergeblich eine unserer großen Gaspatronen für den Sodastream-Wasserbereiter zu tauschen. Man führt nur die kleinen Patronen, die man uns ohne Tausch aber auch nicht verkaufen will – die spinnen die Bayern! In einem Media Markt klappt es dann mit dem Kauf einer neuen Patrone auch ohne Tausch und sogar ohne Pfandberechnung. Die A96 bringt uns nach Lindau an den Bodensee. Auf der Bundesstraße 202 fahren wir am Ufer des Bodensees durch Österreich und nehmen in der Schweiz die Autobahn 13 in Richtung Italien. In Zillis bekommen wir auf dem noch tief verschneiten Stellplatz am Restaurant Rania einen Platz in einer „Schneebucht“. Der Wirt des Restaurants, ein Deutscher, ist uns beim Aufstellen und mit dem Stromanschluss behilflich. In der Gaststube trinken wir noch etwas und klönen, ehe wir uns in den Roadrunner, der jetzt wieder voll funktionsfähig ist, zurückziehen. Zum Abendessen gibt es die Spaghetti, auf die ich mich schon gestern gefreut hatte. Mit PC, iPad und Lesen verbringen wir den Abend.
Donnerstag, 01.03.2012: Auf einer Höhe von 885 m wird es in der Nacht mit Null Grad noch recht kalt. Nach dem Frühstück unternehmen wir einen kleinen Rundgang über den verschneiten Platz, ehe wir uns wieder auf den Weg machen. In Zillis halten wir noch einmal an und genießen das Panorama der verschneiten Alpen. Durch den San Bernadino Tunnel kommen wir auf die Südseite der Alpen. Wir verlassen bei Bellinzona die Autobahn und fahren an den Lago Maggiore. In Ascona machen wir eine Pause, spazieren durch den schönen Ort und genießen den herrlichen Blick auf den Lago Maggiore. In dem Geschäft, in dem wir vor 4 Jahren unsere Skulptur aus Murano-Glas gekauft haben, sehen wir uns die aktuelle Ausstellung an. Es ist nichts dabei, dass uns so gut gefällt wie unsere Skulptur. Auf dem Parkplatz gibt es noch einen kleinen Imbiss, ehe wir unsere Fahrt am Westufer des Lago Maggiore nach Italien fortsetzen. Bei Gravellona erreichen wir die Autobahn 26, der wir bis ans Mittelmeer folgen. Dort geht es auf der Autobahn 10 entlang der Küste westwärts. Die Temperatur steigt im Binnenland bis auf 20 Grad an und fällt an der Küste wieder auf 15 Grad ab. Für die die gesamte Strecke auf den italienischen Autobahnen müssen wir 24,40 € Maut bezahlen. Um 17:00 Uhr kommen wir auf dem Oasi Park in Diano Marina an und werden von Ingo am Eingang des Stellplatzes empfangen. Heidi und Ingo haben uns einen Platz reserviert und wir richten uns ein. Wir nutzen das 3 für 2 Angebot des Platzes und zahlen für 3 Nächte inklusive Strom 26 €. Nach dem gemeinsamen Abendessen klönen wir noch und gehen um 22:30 Uhr ins Bett.
Freitag, 02.03.2012: Trotz der vielen Autos ist es sehr ruhig auf dem Platz und wir schlafen bis kurz vor 8:00 Uhr. Unser erster voller Tag in Italien begrüßt uns mit trübem Wetter und 13 Grad. Nach dem Frühstück gehen wir in den Ort. Es gibt eine schöne Promenade entlang der Küste und in Diano Marina viele kleine Läden. Wir kaufen leckeres Gebäck zum Kaffee und ergänzen im Supermarkt unsere Vorräte. Trotz des etwas trüben Wetters können wir draußen Kaffee trinken. Die Mittagspause nutzen wir für „PC-Arbeit“ und infizieren Ingo mit dem „Angry Birds Virus“. Es folgt ein weiterer Spaziergang in die Umgebung des Stellplatzes. Heute gibt es das Abendessen bei uns und wir sitzen noch wieder gemütlich zusammen.
Samstag, 03.03.2012: Heute begrüßt uns der Tag mit strahlend blauem Himmel und Sonnenschein. Zusammen mit Gelis Vater fahren wir mit dem Bus von Diano Marina nach San Remo, der Hauptstadt der Blumenriviera. Vor 45 Jahren hat Geli hier mit ihren Eltern Urlaub gemacht. Für die gut einstündige Busfahrt entlang der Küste müssen wir pro Person 1,50 € bezahlen. Die Straße verläuft direkt am Meer und wir kommen durch zahlreiche kleine Ortschaften wie Imperia, Santo Stefano al Mare, Riva Ligure und Arma di Taggia. Am zentralen Busbahnhof in San Remo steigen wir uns und beginnen unseren Bummel durch die verwinkelte Altstadt, die wegen ihrer Form auf einem länglichen Felsvorsprung auch La Pigna (Pinienzapfen) genannt wird. Die Altstadt ist sehr schön und bietet zahlreiche Fotomotive. Hier könnten wir einen ganzen Tag fotografierend und filmend verbringen. Auf einem großen Markt mit Freiluftständen und Markthalle halten wir uns etwas länger auf und stärken uns mit etwas Gebäck. Gegenüber dem mondänen Casino gibt es dann noch ein sehr leckeres Eis. Wir spazieren auf einer auf der ehemaligen Gleistrasse angelegten Promenade am Ufer der Riviera entlang. In einem Supermarkt kaufen wir noch etwas ein und fahren dann mit einem Oberleitungsbus in die Stadt zurück. Nach fast sechs Stunden erreichen wir ziemlich fußlahm wieder den Stellplatz. Die Sonne verschwindet hinter den Bergen und es wird merklich kühler. Geli nimmt zusammen mit ihrem Vater die Anschovis aus, die es zum Abendessen geben soll. Die frittierten Fische mit Baguette und Salat schmecken vorzüglich. Nach dem Essen sitzen wir noch wieder gemütlich zusammen und klönen. Ein schöner und frühlingshafter Tag geht damit zu Ende.
Sonntag, 04.03.2012: Wir verlängern unseren Aufenthalt für eine weitere Nacht und gehen mit Heidi und Ingo in den Ort, wo ein Trödelmarkt stattfindet. Wir kaufen zwar nichts, aber es macht Spaß sich umzusehen und die angebotenen Waren anzusehen. Auf dem Rückweg kaufen wir noch Kuchen und essen ein Eis. Nach einer Erholungspause trinken wir Kaffee und Geli und ich unternehmen anschließend noch einen Spaziergang an der Promenade von Diano Marina. Wir bekommen von Heidi und Ingo noch einige Tipps für die Toskana. Zum Abendessen gibt es Nudeln mit Pesto und Salat. Auch an unserem vorerst letzten gemeinsamen Abend sitzen wir noch zusammen klönen und spielen Angry Birds bis es Zeit wird ins Bett zu gehen. Für uns wird es jetzt nach vier Tagen auch langsam Zeit weiter zu ziehen. So lange haben wir ewig nicht an einem Ort gestanden.
Montag, 05.03.2012: Nach dem gemeinsamen Frühstück füllen wir unseren Wassertank wieder auf, entsorgen Abwasser und Toilette und verabschieden uns von Heidi und Ingo, die Ende der Woche ihre Heimreise antreten werden. Auf der Küstenstraße SS1, die auch Via Aurelia heißt, fahren wir ostwärts. Kaum haben wir Diano Marina hinter uns gelassen, fängt es an zu regnen. Es wird immer schlimmer und bald schüttet es wie aus Eimern – vielleicht hätten wir doch nach Frankreich fahren sollen. Der Straßenverlauf ist sehr schön, teilweise sogar spektakulär entlang der Klippen direkt am Mittelmeer. In Noli machen wir eine kurze Pause, können aber aufgrund des Wetters nicht aussteigen. Bei Savona fahren wir auf die Autobahn um dem Großraum Genua auf diesem Wege zu umgehen. Wir fühlen uns teilweise wie in einer Waschstraße, so prasselt der Regen auf das Auto. Auf einer schmalen Gebirgsstraße erreichen wir Levanto, den Ausgangspunkt zur Erkundung des Parco Nazionale delle Cinque Terre, der seit 1997 auch als Weltkulturerbe der UNESCO geschützt ist. Der ausgewiesene Stellplatz ist ein einfacher Parkplatz neben einer Tankstelle und sagt uns nicht so zu. Statt einen der Campingplätze im Ort anzusteuern machen wir den Fehler uns auf den Weg nach Monterosso al Mare, das erste der fünf malerischen Fischerdörfer der Cinque Terre zu machen. Die schmale Gebirgsstraße mit vielen Baustellen ist nervig zu fahren und schon ein paar Kilometer vor Monterosso gibt es einen Hinweis, dass es dort keine Campingmöglichkeiten gibt. Da wir die schlechte Straße nicht wieder zurück fahren wollen, geht es weiter nach La Spezia. Auch diese Strecke ist eng, kurvenreich und voller Baustellen. Schließlich irren wir auf der Suche nach einem Stellplatz dann auch noch durch La Spezia und landen auf einem hinterhofartigen Platz im Hafengelände. Das Auto wird sofort verriegelt und zusätzlich durch unsere Gurte gesichert. Wären wir bloß in Levanto geblieben – dort hätten wir uns auch gleich per Zug auf die Erkundung der Cinque Terre machen können, sofern sich das Wetter bis morgen bessert. Nach dem Abendessen setzt dann auch der Regen wieder ein, der zwischenzeitlich eine kurze Pause eingelegt hat.
Dienstag, 06.03.2012: Der Regen dauert fast die ganze Nacht an und lässt erst am Morgen nach. Am Bahnhof von La Spezia stellen wir den Roadrunner auf einem Behindertenparkplatz ab. Dabei übersehen wir allerdings, dass es sich um einen nummerierten Parkplatz handelt, der wohl jemandem fest zugewiesen ist. Mit dem Zug erkunden wir das Gebiet der Cinque Terre. Die fünf Dörfer Monterosso al Mare, Vernazza, Corniglia, Manarola und Riomaggiore liegen in kleinen Buchten versteckt oder klammern sich an steile Felsen über dem Meer. Bis in die 1970er-Jahre hinein waren die schwer zugänglichen Orte quasi isoliert. Heute ist der Tourismus zur Haupteinnahmequelle in den Cinque Terre geworden. Schon am Bahnhof sagt man uns, dass der Wanderweg, der die Orte miteinander verbindet aufgrund des starken Regens gestern geschlossen wurde und wir vollständig auf den Zug angewiesen sind. Wir beginnen mit Vernazza, das am 25. Oktober 2011 unter einer 4 m hohen Schlammlawine begraben wurde. Drei Menschen kamen dabei ums Leben und der Ort wurde evakuiert. Der Schaden wird auf über 100 Millionen Euro beziffert und es wird noch Jahre dauern, bis sich der Ort davon erholt hat. In der Hauptstraße Via Roma sind die Restaurierungsarbeiten im vollen Gange. Wir gehen hinunter zur kleinen Bucht, spazieren durch die engen Gassen und sehen uns die typische Seekirche Santa Margherita d´Antiochia aus dem 13. Jahrhundert an. Unsere zweite Station ist das hoch auf den Klippen liegende Manarola, ein kleiner mittelalterlicher Ort. Auch hier zieht es uns hinunter ans Wasser und wir können sogar einen Blick auf das benachbarte Corniglia werfen. In einer kleinen Pizzeria essen wir eine sehr gute Pizza und fahren mit dem Zug zurück nach La Spezia. An unserem Auto finden wir das Strafmandat für das Parken auf dem nummerierten Behindertenparkplatz in Höhe von 39 Euro vor – ärgerlich aber berechtigt. Erst jetzt fällt uns der Unterschied in der Beschilderung zwischen den öffentlichen und nummerierten Stellplätzen auf. In La Spezia verfahren wir uns, ehe wir die Zufahrt zur Autobahn nach Pisa finden. Von der Autobahnaus sehen wir bei Carrara die Steinbrüche, aus denen der berühmte Marmor gewonnen wird. In Pisa fängt das Drama dann so richtig an: Der angepeilte Campingplatz hat noch geschlossen, ich habe im Campingführer nicht richtig geguckt. Ein Stellplatz ist nur über eine Durchfahrt mit 3,30 m Höhe zu erreichen. Bei nach KFZ-Schein ausgewiesener Höhe von 3,15 m traue ich mich da nicht durch. Ein etwas außerhalb gelegener Campingplatz hat ebenfalls noch geschlossen, ein weiterer Stellplatz unterliegt der gleichen Durchfahrthöhe wie der erste und auf dem Parkplatz eines Supermarktes will man uns nicht übernachten lassen. Man empfiehlt uns Marina di Pisa, etwa 15 km entfernt. Es ist mittlerweile stockdunkel und wir finden keinen ausgewiesenen Stellplatz. Wir landen auf einem dunklen Parkplatz an der Uferstraße, der wohl im Sommer als Wohnmobilstellplatz genutzt wird. Ganz wohl ist es uns hier nicht, aber es bleibt uns auch nichts anderes übrig. Mehr als zwei Stunden Irrfahrt liegen ja schon hinter uns. Immerhin konnten wir schon aus der Ferne einen Blick auf den berühmten schiefen Turm werfen. Italien ist bis jetzt noch nicht so unser Land oder wir müssen uns erst noch auf die Gegebenheiten hier einstellen.
Mittwoch, 07.03.2012: Wir können beide nicht so gut schlafen, bleiben aber ungestört. Strahlend blauer Himmel und Sonnenschein entschädigen für den gestrigen Stress. Auf dem Rückweg nach Pisa entdecken wir dann doch noch den ausgewiesenen Stellplatz von Marina di Pisa – hier sind wir gestern im Dunkeln vorbeigefahren. Zunächst wollen wir nur entsorgen, entschließen uns dann jedoch zu bleiben und mit dem Bus in die Stadt zu fahren. Keine 20 Minuten braucht der Bus bis ins Zentrum. Pisa liegt sehr schön an den Ufern des Arno, der die Stadt in einer großen Schleife durchfließt. Zu Fuß machen wir uns auf den Weg zum Piazza die Miracoli, auf dem neben dem berühmten schiefen Turm von Pisa auch noch der Dom, das Baptisterium (Taufkirche) und der Camposanto (Friedhof) zu finden sind. Das Ensemble monumentaler Sakralbauten aus weißem Carrara-Marmor entstand zwischen 1063 (Dom) und 1278 (Friedhof) und gehört seit 1987 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Magischer Anziehungspunkt der Besucher ist der Torre Pendente – der Schiefe Turm von Pisa. Der als Campanile fungierende 56 m hohe wurde 1173 begonnen. Kaum war er bis zum dritten Loggiengeschoss aufgeführt, geriet der elegante Rundbau auf dem weichen Schwemmland des Arno in Schieflage. Trotz allerlei Bemühungen der Baumeister konnte die Neigung des Turms bis zur Fertigstellung 1350 nicht korrigiert werden. Der Turm neigt sich sogar noch weiter, trotze jedoch der Schwerkraft und erlangte Weltruhm. Von 1991 bis 2001 wurde er aufwendig restauriert und stabilisiert, so dass er heute wieder bestiegen werden kann. Wir lassen uns für den Rundgang über den Piazza die Miracoli viel Zeit, setzen uns auf die Stufen des Doms und schlecken im Schatten des schiefen Turms ein leckeres Eis. Bevor wir wieder zum Busbahnhof zurückgehen, statten wir dem Palazzo Arcivescovile mit seinen schönen Säulengängen einen Besuch ab. Gegen 14:00 Uhr sind wir wieder am Auto, holen Tisch und Stühle raus und genießen das herrliche Wetter. Von der Platzwartin bekommen wir einen Teller mit frisch zubereitetem Gemüse und Krabben geschenkt – sehr lecker! Wir können sogar eine Zeitlang im T-Shirt in der Sonne sitzen. Als es uns zum Lesen zu kühl wird spielen wir noch etwas Boule bevor wir es uns im Auto gemütlich machen. Es gibt sogar noch einen, wenn auch schwachen WLAN-Empfang, so dass wir noch einen Blick in unsere Mails werfen können. Wir beenden den Tag mit dem Film „Relative Strangers“ im Roadrunner DVD-Kino.
Donnerstag, 08.03.2012: Über die Autobahn erreichen wir nach kurzer Zeit Lucca, wo wir auf einem sehr schön angelegten Stellplatz Quartier beziehen. Wir nutzen die Gelegenheit zum Waschen unserer Wäsche, Hausputz am Auto, Lesen, Malen und Updates für iPad und Co. Nach 4 Stunden Pause machen wir uns auf den Weg in die schöne Altstadt von Lucca, die von einer begehbaren Stadtmauer umgeben ist. Wir sehen uns die Kirche San Michele in Foro an, die zu den besterhaltenen und schönsten Beispielen romanischer Baukunst in der Toskana gehört. Im Gegensatz zur prachtvollen Fassade ist der Innenraum eher schlicht. Von der Piazza Napoleone, dem Dreh- und Angelpunkt im Süden der Altstadt gehen wir gen Osten zur Piazza San Martino mit der Cattedrale di San Martino. Auch hier ist die Marmorfassade sehr beeindruckend, auch wenn die Kathedrale aufgrund von Restaurierungsarbeiten teilweise hinter Gerüsten verborgen ist. In einem Postamt zahlen wir die Strafe für das Falschparken in La Spezia und gehen weiter zur Piazza dell`Anfiteatro, deren großes Oval den Grundriss des antiken Amphitheaters bewahrt. Wir essen ein Eis und werfen von der Stadtmauer letzte Blicke auf die Altstadt von Lucca. Nach zweieinhalb Stunden sind wir wieder am Auto. Über das WLAN-Netz sehen wir uns die Tagesschau auf dem iPad an. Eine SMS von Heike beschert uns die freudige Nachricht, dass Sie entgegen den ersten Diagnosen nun doch kein Knochenkrebs hat, sondern es sich um gutartige Wucherungen handelt. Was für eine tolle Neuigkeit. Eine Partie Angry Birds beendet den Tag.
Freitag, 09.03.2012: Auf dem Stellplatz kommen wir mit zwei Franzosen ins Gespräch, die für ein Jahr durch Europa touren wollen. Über die Autobahn kommen wir schnell nach Florenz, die malerisch am Arno gelegene Hauptstadt der Toskana. Auf dem am Stadtrand gelegenen Stellplatz Social Camper Firenze bekommen wir einen Platz und fahren mit dem Bus in die Stadt, die als eine der bedeutendsten Kulturmetropolen der Welt gilt. An der Ponta Alla Carraia verlassen wir den Bus und gehen am Arno entlang stadteinwärts. Von der Ponta S. Trinita haben wir einen schönen Blick auf den Fluss Arno und die Ponte Vecchio, eines der Wahrzeichen der Stadt. Die Brücke entstand im 14. Jh. Und entwickelte sich im 16. Jh. Zur Ladenpassage für Metzger und Goldschmiede, von denen nur die Goldschmiede bis heute geblieben sind. Unser Ziel für heute ist die Galleria degli Uffizi – die Uffizien. Italiens größtes und bedeutendstes Kunstmuseum ist in den von Giorgio Vasari 1560-80 errichteten Uffizien ansässig, den Büros (uffici) der Staatlichen Verwaltung. Aus der hier ab 1581 untergebrachten Kunstsammlung der Medici entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte das heutige Museum von Weltrang. Der Behindertenausweis erspart uns nicht nur das Anstehen sondern auch noch den Eintrittspreis. Etwa zwei Stunden sehen wir uns die Gemälde, Grafiken und Skulpturen an. Nach einer kleinen Stärkung am Straßenrand gehen wir über die Ponte Vecchio auf das südliche Ufer des Arno. Es bieten sich uns weitere Blick über den Fluss auf die Stadt, ehe wir wieder den Bus zum Stellplatz besteigen. Da es wieder kühl geworden ist, machen wir es uns gleich im Roadrunner gemütlich. Dank WLAN können wir auch noch E-Mails lesen und beantworten.
Samstag, 10.03.2012: Zunächst machen wir uns zu Fuß auf den Weg zu einem Supermarkt in der Nähe, um unsere Vorräte zu ergänzen. Dabei handelt es sich nicht um einen Supermarkt in unserem Sinne, sondern zwei kleine Läden mit vielen frischen Waren aus der Region – ganz nach unserem Geschmack. Wieder am Auto verstauen wir den Einkauf und machen uns nach einer kurzen Pause wieder auf den Weg. Diesmal geht es mit dem Bus in die Innenstadt. Wir fahren bis zur Endstation des Buses am Hauptbahnhof Stazione di S. Maria Novella. Auf dem Piazza di San Lorenzo, vor der gleichnamigen Kirche, findet ein Markt statt. Wir kaufen eine kleine Lederschale für den Roadrunner, eine kleine Geldbörse für Geli und ein Armband für mich. Ein paar Schritte weiter bekomme ich auch noch ein Paar blaue Schuhe, nach denen ich in Deutschland bislang vergeblich gesucht habe. An der Piazza del Duomo verweilen wir eine ganze Zeit, weil es so viel zu sehen gibt. Da ist zunächst das achteckige Battristero San Giovanni, das bereits zwischen 1059 und 1150 errichtet wurde. Besonders beeindruckend ist die Paradiestür – Porta del Paradiso – des Bildhauers Lorenzo Ghiberti. Die zehn goldglänzenden Bronzetafeln zeigen inmitten realistischer Landschaften und Stadtkulissen Szenen aus dem Alten Testament. Die opulente, mit farbigen Marmorinkrustationen geschmückte Fassade des Duomo Santa Maria del Fiore ist ebenfalls sehr imposant. Der Dom ist eine der größten Kirchen Europas und wurde zwischen 1296 und 1434 errichtet. Im Inneren sind besonders die Fresken in der Kuppel mit Darstellungen des „Jüngsten Gerichts“ von Vasari und Zuccari erwähnenswert. Wir setzen unseren Altstadtbummel fort und stöbern immer wieder in den Auslagen der vielen Marktstände. Besonders die schönen Lederwaren verlocken zum Kauf doch wir bleiben standhaft. Die Piazza della Repubblica ist ein riesengroßer Platz mit einer Art Triumphbogen. Mehr durch Zufall entdecken wir Orsanmichele, einen 1240 eingerichteten Getreidespeicher, in den die Bildnisse des hl. Michael und der Muttergottes aus dem Vorgängerbau, der Kirche San Michele in Orto, integriert wurden. Im Laufe des 14. Jh. vollzog sich die Rückverwandlung der Markthalle zur Kirche, da sich das Marienbildnis als wundertätig erwiesen hatte. Nur ein paar Schritte weiter öffnet sich die grandiose Piazza della Signoria, die jahrhundertelang der politische Mittelpunkt der Stadt war. Dominiert wird der Platz vom burgartigen Palazzo Vecchio mit seinem 94 m hohen Turm. Vor dem Kommunalpalast stehen Kopien von Michelangelos berühmten „David“ und Baccio Bandinellis „Herkules“ als Symbolfiguren der freien Republik. Ebenfalls auf dem Platz steht der schöne Neptunbrunnen von Ammanati. Der Riese stellt den Meeresgott Neptun dar, der von den Meeresgottheiten Tritonen und von den Satyrn umgeben ist. Es handelt sich um eine mythologische Szene mit großer Wirkung. An den Seiten kann man einige Figuren aus Bronze bewundern, die fluviale Allegorien und Meeresgottheiten darstellen. Die Loggia die Lanzi öffnet sich in hohen Arkaden auf den Platz und beherbergt symbolträchtige Skulpturen, darunter Benvenuto Cellinis Bronze „Perseus mit dem Haupt der Medusa“. Das Porcellino ist ein Bronze-Wildschwein-Brunnen in der Nähe von der Loggia del Mercato Nuovo. Es soll anscheinend Glück bringen über den Schweinerüssel zu streicheln und einem zurück nach Florenz bringen. Deshalb ist die Schnauze des Schweins das einzige was vom vielen Abrieb bronzefarben glänzt. Über die Ponte Vecchio gehen wir weiter bis zum Palazzo Pitti, dem ehemalige Wohnsitz der Medici. Wir suchen und finden auf Nachfrage das von Chrischi und Hansi empfohlene Restaurant 4 Leoni. Geli bestellt sich Nudeln und ich bekomme aufgrund mangelnder Italienischkenntnisse gebratene Hühnerleber, die zwar schmeckt, die ich aber nie bestellt hätte. Auf dem Weg zu Bushaltestelle gibt es noch ein leckeres Eis zum Nachtisch und nach knapp fünf Stunden sind wir wieder am Auto. Hier werden erst einmal die müden Füße geschont und eine Pause eingelegt.
Sonntag, 11.03.2012: Wir verlassen Florenz und fahren über sehr gut ausgebaute Straßen hinein in die wunderschöne Landschaft der Toskana. Unser erstes Ziel ist das malerisch auf einem Hügel gelegene San Gimignano. Der Ort ist wegen seiner „Skyline“ weltberühmt und gehört seit 1990 zum UNESCO Weltkulturerbe. Die hoch aufragenden Geschlechtertürme entstanden im 12./13. Jh. als wehrhafte Zufluchtsorte reicher Familien. Mit der Höhe konnte man zugleich Macht und Wohlstand demonstrieren. Wir betreten die Stadt durch die südliche Porta San Giovanni (13. Jh.) und schlendern die von allerlei Geschäften und Restaurants gesäumte Via Giovanni entlang zur Piazza della Cisterna, die nach der Zisterne (13. Jh.) in der Platzmitte benannt ist. Geli kauft sich in einem der Geschäfte eine schöne kleine Handtasche. Ich liebäugle mit Umhängetaschen für das iPad, bin mir doch nicht sicher, ob die Größe wirklich ausreicht. Höhepunkt ist die Piazza del Duomo, die von Wohntürmen umringt ist. In den vielen kleinen Gassen fühlen wir uns zeitweise ins Mittelalter zurückversetzt. Im Auto stärken wir uns mit dem köstlichen, von Pinienkernen umhüllten Marzipangebäck, das wir im Ort gekauft haben. Auf kurvenreichen Straßen erreichen wir Volterra, seit 2.500 Jahren ein berühmtes Zentrum der Alabasterverarbeitung. Die Stadt thront auf einer 555 m hohen Bergkuppe und ist von einer mächtigen Stadtmauer umgeben. Am Fuße dieser Mauer gibt es einen kostenlosen Wohnmobilstellplatz, den wir ansteuern. Nach einem Cappuccino steigen wir die Stufen zur Altstadt hinauf. Die Straßen sind hier deutlich breiter als in San Gimignano, haben aber ebenfalls ihren Charme. Geschäfte mit Produkten aus Alabaster bestimmen hier das Stadtbild. Auch hier schlendern wir ziellos durch die Gassen und lassen die Stadt auf uns wirken. Auch die Ruinen eines im 1. Jh. n. Chr. entstandenen Teatro Romano sind hier zu finden. Teile der Bühne und Zuschauerränge wurden freigelegt. Im Auto ist es durch die Sonne kuschelig warm und wir machen es und gemütlich. Außer uns sind nur noch zwei weitere Wohnmobile hier, ein Vorteil der Vorsaison.
Montag, 12.03.2012: Bevor wir uns wieder auf den Weg machen, unternehmen wir einen weiteren Bummel durch die Altstadt von Volterra. Auf landschaftlich reizvoller Strecke fahren wir in Richtung Küste, die wir bei Cecina erreichen. Unser Ziel sind die Etruskergräber bei Populonia am Golf von Baratti. Der Nationalpark, der die Grabstätten schützt, hat leider geschlossen. Über den Zaun können wir einen Blick auf die Nekropole (Totenstadt) von San Cerbone werfen. Schon vor 3.000 Jahren haben die Etrusker in dieser Gegend Kupfer und Bronze verarbeitet. Wir verlassen die Küste wieder und fahren nach Massa Marittima, wo wir uns auf dem kostenlosen Stellplatz vor der Altstadt einrichten. Nach einer kurzen Verschnaufpause machen wir uns zu Fuß auf den Weg. Massa Marittima hat seine Altstadt seit dem 14. Jh. fast unversehrt erhalten. Mittelpunkt ist die schöne, asymmetrische Piazza Garibaldi, die vom Duomo San Cerbone und prunkvollen Palästen gesäumt wird. Wir genießen das herrliche Wetter, mit über 20 Grad haben wir heute den bislang wärmsten Tag, und bummeln durch die Gassen. Leider machen alle Geschäfte eine mehrstündige Mittagspause, so dass es nicht so viel zu gucken gibt.
Dienstag, 13.03.2012: Bevor wir Massa Marittima wieder verlassen, nutzen wir die Chance zu einem Großeinkauf. Auf schmalen und kurvenreichen Strecken fahren wir in Richtung Siena. An den Überresten der Abtei San Galgano machen wir eine kurze Pause. Im 13. Jh. wurde die Zisterzienserabtei erbaut und schon im 16. Jh. wieder verlassen. In der Ferne sehen wir den kleinen Ort Chiusdino auf einem Hügel thronen. In Siena fahren wir direkt zum Camping Colleverde nördlich der Innenstadt. Von hier aus bringt uns ein Bus direkt in die Altstadt hinein, die sich nahezu unversehrt als gotisches Gesamtkunstwerk präsentiert und seit 1995 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Wir spazieren durch die schmalen Straßen am Palazzo Salimbeni und der Kirche San Cristoforo vorbei. Aus der Enge der schattigen Straßen und Gässchen weitet sich plötzlich der Blick und die muschelförmige Piazza del Campo, einer der schönsten Plätze der Welt, liegt vor uns. Die Südwestseite des Campo dominiert der 1297-1310 errichtete Palazzo Pubblico, ein elegantes Meisterwerk gotischer Rathausarchitektur. Nach einem leckeren Eis aus einer der zahlreichen Gelaterias gehen wir weiter zum Duomo Santa Maria Assunta, der eine unglaublich reich verzierte Marmorfassade trägt. Er wurde um 1210 begonnen, aber erst 1382 fertiggestellt. Von hier aus machen wir uns auf den Rückweg zu Bushaltestelle, kaufen noch ein frisches Brot und trinken einen Espresso. Wir müssen etwas auf den nächsten Bus warten und erreichen nach etwa 20 Minuten wieder den Campingplatz.
Mittwoch, 14.03.2012: Wir schlafen beide nicht besonders gut und Geli hat sich zudem auch noch eine Erkältung eingefangen. Noch vor dem Frühstück wandert unsere Wäsche in die Maschine und anschließend in den Trockner. Die Wartezeit überbrücken wir in der Sonne sitzend und lesend – herrlich. Nachdem alles sauber und wieder an seinem Platz ist, nehmen wir wieder den Bus in die Altstadt von Siena. Unser einziges Ziel ist das Gebiet um den Dom. Wir kaufen den OPA SI PASS, der uns Zutritt zur Kathedrale, zur Krypta, zum Dommuseum (Museo dell´Opera Metropolitana) und zur Taufkapelle (Battistero San Giovanni) verschafft. Damit haben wir die nächsten Stunden genug zu tun. Der Dom gilt als eine der schönsten Kathedralen der Christenheit mit Werken von Michelangelo, Donatello, Bernini, Pinturicchio und dem einzigartigen Marmorfußboden. Besonders schön ist auch die Libreria Piccolomini, ein Höhepunkt italienischer Raumkunst. Zwischen kostbarem Majolika-Boden und bunt ornamentierter Decke öffnen sich die Wände in fantastisch-bunte Bildräume, bieten Einblicke in festliche Säle und idyllische toskanische Landschaften: Pinturicchios Fresken (1502-09) schildern zehn Episoden aus dem Leben des Piccolomini-Papstes Pius II. Für dessen Bibliothek hatte sein Neffe Francesco Todeschini, der spätere Papst Pius III., dieses kostbare Gehäuse gestalten lassen. Die vollständig bemalte Krypta unter der Kathedrale war mehr als siebenhundert Jahre in Vergessenheit geraten, bis sie vor kurzem wieder ans Licht gebracht wurde. Dem Dommuseum statten wir nur einen eher oberflächlichen Besuch ab, unser Ziel ist die Aussichtsterrasse des Neuen Doms (Panorama dal facciatone), die wir über enge Wendeltreppen erreichen können. Der Blick von oben auf die Dächer der Stadt, den Piazza del Campo mit dem Palazzo Pubblico und die umliegende Landschaft der Toskana ist einfach grandios. Den Abschluss unseres „Kulturtages“ bildet das Battistero San Giovanni, eine dreischiffige Taufkirche aus dem 14. Jh. Das Innere ist mit Wandmalereien aus dem 15. Jh. ausgestattet und birgt ein sechseckiges Taufbecken mit Szenen aus dem Leben Johannes des Täufers. In der Nähe des Piazza del Campo stärken wir uns mit einer Pizza und werfen einen abschließenden Blick auf diesen wunderschönen Platz. Auf dem Weg zum Bus kaufen wir im Café Nannini ein Stück Tarta Marzapane, eine Süße Köstlichkeit aus Marzipan, Mandeln und Gewürzen, die wir uns im Auto zusammen mit einem Espresso schmecken lassen. Wir beenden den Tag mit dem Film „Smart People“ im Roadrunner DVD-Kino. Leider hält der Film nicht das, was die Beschreibung an Erwartung geweckt hat.
Donnerstag, 15.03.2012: Wir verlassen Siena und kommen auf der zweispurig ausgebauten E78 gut voran. Unser erstes Ziel ist Montepulciano, wo wir unterhalb der Altstadt einen Parkplatz finden. Der steile Aufstieg wird mit Ausblicken auf die unterhalb des Ortes liegende Kirche San Biagio belohnt. Außerdem kommen wir mit einem älteren Italiener ins Gespräch, der 11 Jahre in Mannheim bei BASF gearbeitet hat. Schmale Gassen führen durch die Altstadt, deren Mittelpunkt die Piazza Grande mit dem Duomo Santa Maria Assunta und dem burgartigen Palazzo Comunale bildet. Nur wenige Kilometer weiter erreichen wir Pienza. Einen Stellplatz für Wohnmobile wurde offensichtlich geschlossen und auf dem zweiten findet freitags ab 7:00 Uhr ein Markt statt. Wir finden noch einen Platz im nicht für den Markt reservierten Bereich und richten uns ein. Nach einer kleinen Stärkung machen wir uns auf den Weg. Einen sehr schönen ersten Eindruck von Pienza bekommen wir auf der promenadenartig auf der Stadtmauer verlaufenden Via del Casello. Der Weg bietet nicht nur schöne Ausblicke auf die Stadt sondern auch auf die umliegende Landschaft. Zum Papst Pius II. gewählt verwirklichte sich der Humanist Enea Silvio Piccolomini in seinem Heimatort den Traum von einer Idealstadt der Renaissance, in der sich weltliche und geistliche Macht ausgewogen gegenüberstehen. Die zentrale Piazza Pio II beherrscht die Cattedrale Santa Maria Assunta. Die Westseite der Piazza nimmt der Bischofspalast Palazzo Vescoville ein, in dem sich heute ein Museum befindet. Der Palazzo Comunale und der Palazzo Piccolomini vervollständigen die Bebauung des zentralen Platzes. Bevor wir zum Auto zurückgehen unternehmen wir noch einen kurzen Spaziergang in die Umgebung von Pienza und genießen die toskanische Landschaft im Licht der tiefstehenden Sonne.
Freitag, 16.03.2012: Die Marktbeschicker „besetzen“ tatsächlich den gesamten Platz – gut das wir unseren Platz etwas abseits gewählt haben. Nach dem Frühstück sehen wir uns das Angebot auf dem Markt an. Es gibt von allem etwas: Lebensmittel, Kleidung und Haushaltswaren. Auf der Via del Casello spazieren wir noch einmal in den Ort und unternehmen einen kleinen Abstecher in die Umgebung. Heute sind wir auf der Suche nach den typischen toskanischen Landschaften und unternehmen eine Rundfahrt durch das Val d´Orcia. Das Tal des Orcia, eine toskanische Bilderbuchlandschaft aus ganz sanft gerundeten Hügelketten, Zypressenalleen und einsamen Gehöften, wurde 2004 in die UNESCO Welterbeliste aufgenommen. Direkt vor den Toren von Pienza finden wir mit dem Podere il Cipressino ein tolles Motiv. Weitere folgen auf der Straße nach San Quiricio. Mit Bagno Vignoni erreichen wir einen winzigen Thermalort, den schon die Etrusker aufgrund der heilenden Wirkung des Wassers zu schätzen wussten. Die alte Burg von Spedaletto hatte ihre Blütezeit Ende des 12. Jh. als Station auf dem Weg nach Rom. Wir folgen dem Flusslauf des Orcia und entdecken immer wieder schöne, mit Zypressen bestandene Gehöfte. Von Radicófani geht es nordwärts. Am Rande der Crete, einer kargen Gebirgskette, sehen wir uns das Benediktinerkloster Abbazia di Monte Oliveto Maggiore an und suchen uns in Montalcino, einer alten Etruskerstadt, einen Stellplatz für die Nacht.
Samstag, 17.03.2012: Wir verlassen die toskanische Hügellandlandschaft und fahren an die Küste. In der Nähe von Grosseto sehen wir uns die Überreste der einst bedeutenden etruskischen Stadt Roselle an. Heute bewohnen unzählige Eidechsen die einstige Metropole, die bereits im 7. Jh. v. Chr. gegründet wurde. Unser nächstes Ziel ist der Parco Regionale della Maremma im Mündungsbereich des Ombrone. Entlang der Stichstraße nach Marina di Alberese können wir zwei Füchse, ein Wildschwein und die halbwilden Maremma-Rinder mit ihren weit ausladenden Hörnern beobachten. Kilometerlanger Sandstrand mit von Salz und Sonne weiß gebeizten Baumstämmen und dahinter eine Wildnis aus Macchia, Ginster und Pinien. Da Geli immer noch durch ihre Erkältung geschwächt ist, unternehme ich alleine einen kurzen Spaziergang am Strand und sehe den Surfern zu, die bei recht starkem Wind ihr Können zeigen. Da der angepeilte Stellplatz in Albinia noch geschlossen hat, fahren wir weiter nach Orbetello auf die Halbinsel Monte Argentario. Hier finden wir einen Platz auf dem sehr schön angelegten Stellplatz, der von dem netten Antonio betrieben wird. Er hat auch einen kleinen Laden und besorgt extra für uns noch ein frisches Brot und zwei Liter Milch. Als ich nach einem kurzen Spaziergang in die Umgebung des Stellplatzes die Sachen abholen will, werde ich noch zu einem Glas Wein eingeladen. Da Antonio etwas deutsch spricht, können wir uns sogar unterhalten. Für Geli bekomme ich noch einen Becher Wein, aus eigenem Anbau, mit auf den Weg. Am Abend sehen wir uns den ersten Teil von Ingrids Australienvideo an.
Sonntag, 18.03.2012: Am Morgen gibt es einen kurzen Schauer und der Tag begrüßt uns nicht mit strahlend blauem Himmel. Unser erstes Ziel ist die havarierte Costa Concordia, die in der Nähe von Porto San Stefano auf Grund gelaufen ist. Wir fahren durch den Ort bis zu einem Parkplatz kurz vor Ende der Straße. Auf einer Art Trampelpfad, der sich später mit einem alten Fahrweg vereinigt, gehen wir Küste entlang. Leider endet dieser Weg dann vor einem Privathaus. Ganz in der Ferne glauben wir im Dunst das Wrack der Costa Concordia zu erkennen. Während ich an die Westküste des Monte Argentario in die kleinen Orte Cala Moresca und Cala Piccola fahren möchte, um zu sehen, ob von dort etwas zu erkennen ist, möchte sich Geli vorher erkundigen, ob das Wrack von dort zu sehen ist. Damit ist dieses Vorhaben gestorben: Nicht nur das wir im Ort keinen Parkplatz bekommen, wir müssten zudem wohl auch lange suchen, um jemanden zu finden, der Englisch oder Deutsch spricht, um unsere Frage beantworten zu können. Im Internet stellen wir später fest, dass wir mit der Fähre von Porto San Stefano zur Ferieninsel Giglio hätten fahren müssen, um die Costa Concordia zu sehen. Auch mit unserem nächsten Ziel, dem Il Giardino dei Tarocchi, haben wir kein Glück. Die französische Künstlerin Niki de Saint Phalle hat hier monumentale, begeh- und bewohnbare Plastiken nach Motiven der Tarot-Karten gestaltet. Leider öffnet der Park nur vom 01. April bis zum 15. Oktober seine Pforten. Außerhalb dieser Zeiten ist der Park nur jeweils am Vormittag des 1. Samstag eines Monats zugänglich. Wir verlassen die Küste und machen in Bolsena, am Nordufer des gleichnamigen Sees eine Pause und spazieren durch den Ort und ans Ufer des viergrößten Sees Italiens. Dem Tipp eines Kollegen folgend fahren wir in den kleinen Ort Montefalco in Umbrien. Hier gibt es einen Wohnmobilstellplatz mit schönem Blick auf den Ort und die umgebende Landschaft, den wir ganz für uns alleine haben. Ein fast reiner Fahrtag geht damit zu Ende. Geli hat immer noch sehr mit ihrer Erkältung zu kämpfen. Hoffentlich wird es bald besser. Mit einer ausgiebigen Runde Angry Birds beenden wir den Tag.
Montag, 19.03.2012: Wir können sehr gut schlafen und Geli geht es heute etwas besser. Nach einem Rundgang durch Montefalco machen wir uns wieder auf den Weg. Unser Ziel ist Urbino, die Heimatstadt zweier Genies, des Architekten Bramante und des Malers Raffael. Die unversehrte Renaissance-Altstadt zählt zum Weltkulturerbe der UNESCO. Wir finden am Fuße der Stadt einen Parkplatz und machen uns an den steilen Aufstieg ins Zentrum. Im Herzen Urbinos liegt die Piazza Duca Frederico mit dem imposanten Palazzo Ducale, dem einstigen Amtssitz der Dogen und dem Duomo. Letzterem statten wir einen Besuch ab und entdecken das Film- und Fotografier Verbot erst, als die ersten Aufnahmen schon gemacht sind. Über die Piazza della Repubblica gelangen wir in die Via Raffaello, wo wir uns das Casa Natale di Raffaello, das Geburtshaus Raffaels, ansehen. In diesem Haus lebte Raffael (1483-1520) bis zu seinem 14. Lebensjahr, heute birgt es Exponate zum Werk von Giovanni und Raffaello Santi. In Raffaels Zimmer kündet ein inniges Madonnenfresko vom Jugendwerk des weltberühmten Renaissancemalers. Auf dem Rückweg zum Auto stärken wir uns mit einem sehr leckeren Eis und ich kann dank freiem WLAN via iPhone einen Blick in unsere Mailbox werfen. Wir beschließen noch in die nur knapp 50 km entfernte Repubblica di San Marino, die älteste Republik der Welt weiter zu fahren. Es beginnt einer Berg- und Talfahrt durch die Hänge des Apennin. Eine Durchfahrt kündet von der Einfahrt in den stolzen Zwergstaat mit nur gut 30.000 Einwohnern und einer Fläche von knapp 61 km². Wir nutzen den etwas günstigeren Spritpreis zum Volltanken und finden auf einem Parkplatz unterhalb der Altstadt, die auf dem 749 m hohen Monte Titano thront, einen Stellplatz für die Nacht.
Dienstag, 20.03.2012: Leider ist die Seilbahn, die uns in die Altstadt von San Marino befördern sollte, zurzeit außer Betrieb. Nach einigem Warten können wir, auch ohne Fahrkarte, einen Bus nach oben nehmen. Die Città di San Marino wird von einem dreifachen Mauerring umschlossen, der zusätzlich durch Türme und Bastionen gesichert ist. Wir spazieren durch die schöne Altstadt mit ihren steilen Gassen, die seit 2008 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört. Die Sitzungssäle im Palazzo Pubblico können wir uns leider nicht ansehen, da heute das Parlament von San Marino tagt. So müssen wir uns mit einem Blick von außen auf das schöne Regierungsgebäude begnügen. Leider ist es heute sehr diesig, so das der Blick vom Monte Titano in die Landschaft im wahrsten Sinne des Wortes etwas getrübt ist. Bei klarem Wetter muss die Aussicht über die Landschaft bis hin zur Adria gigantisch sein. Am Rande der Altstadt besuchen wir die Ausstellung „Von Hopper bis Warhol“, die allerdings nur aus 18 Bildern besteht und damit den Eintrittspreis von 5 € nicht rechtfertigt. Da wir auf den nächsten Bus fast eine Stunde warten müssten, machen wir uns zu Fuß auf den Weg zum Auto. Leider müssen wir direkt an der Straße gehen, was aufgrund des regen Autoverkehrs etwas unangenehm ist. Nach einer kleinen Stärkung machen wir uns auf den Weg an die Adriaküste. Über Rimini und Ravenna fahren wir in die Poebene hinein. Unterwegs nutzen wir an einer Tankstelle die Gelegenheit unseren Roadrunner von Dreck der ersten Etappe zu befreien. In der Nähe von Mesola finden wir auf dem Oasi Park des gleichen Betreibers wie in Diano Marina, einen Stellplatz mit WLAN. Wir nutzen die Gelegenheit zum Lesen unser E-Mails, Abgleich der Konten und zum Skypen mit Gelis Vater, Gelis Tante und Uwe. Ich erstelle einen Bericht für unsere Homepage und wir sehen wieder einmal die Tagesschau via Internet.
Mittwoch, 21.03.2012: Bevor wir starten aktualisiere ich die Homepage und verschicke eine Rundmail an Freunde und Verwandte. Nach nur wenigen Kilometern verlassen wir die Hauptstraße wieder und fahren in das Po-Delta hinein. Über Porto Tolle, Scardovari und Bonelli folgen wir dem Lauf des Po, zu sehen ist allerdings wenig. Der Po ist eingedeicht und die Landschaft dahinter eher eintönig. Am kleinen Hafen von Scardovari unternehmen wir einen kurzen Spaziergang und klettern wenig später noch auf den Deich des Po. Wir sind jedoch enttäuscht, der Abstecher ins Delta hat sich nicht gelohnt. Das Ebro-Delta in Spanien war da wesentlich interessanter. Nach einem Einkaufsstopp in Porto Tolle setzen wir unsere Fahrt in Richtung Venedig fort und erreichen bei Chioggia die Laguna Veneta, die Lagune von Venedig. Kurz vor Venedig verlassen wir bei Malcontenta wieder die SS309 und folgen der Via Moranzani bis zu ihrem Ende in Fusina. Hier finden wir auf dem schön angelegten Camping Fusina einen Stellplatz direkt an der Lagune mit Blick auf die „Skyline“ von Venedig. Ein Vaporetto, ein Wasserbus, wird uns von hier aus in einer knappen halben Stunde direkt in die Stadt bringen – was will man mehr? Wir nutzen die recht zeitige Ankunft zum Waschen unserer Wäsche und für einen Hausputz im Auto. Ein Rundgang über den Platz und zum Fähranleger beendet diesen herrlichen und sommerlich warmen Tag. Morgen werden wir mit der Erkundung der Lagunenstadt beginnen.
Donnerstag, 22.03.2012: Der Tag begrüßt uns mit herrlichem, sommerlich warmem Wetter. Wir kaufen uns ein Dreitagesticket für den Vaporetto, den Wasserbus, der stündlich von Fusina aus nach Venedig fährt. Venedig wurde auf 118 Inseln erbaut, daher durchzieht ein weit verzweigtes Netz von Kanälen die Stadt. Bevölkert werden sie von Motorbooten und Gondeln, abgesehen davon gehört das Zentrum von Venedig mit seinen Gassen, kleinen Plätzen, Treppen und Brücken den Fußgängern. Prächtige Paläste, grandiose Kirchen und herausragende Kunstsammlungen machen aus Venedig ein wahres Freilichtmuseum und eine Kunstmetropole ersten Ranges. Venedig gehört ohne Zweifel zu den schönsten und faszinierendsten Orten und den beliebtesten Reisezielen der Welt. Seit 1987 gehört Venedig zum Weltkulturerbe der UNESCO. Vom Anleger aus machen wir uns zu Fuß auf den Weg zum Piazza San Marco. Auf der Ponte dell´Accademia überqueren wir den Canal Grande und haben schöne Ausblicke auf die Hauptverkehrsader der Stadt. Die Einmündung des Canal Grande in die Lagune wird von der Kirche Santa Maria della Salute beherrscht. In einer kleinen Galerie sehen wir uns die fantastisch realistischen Autobilder von Enrico Ghinato an und kaufen den Katalog. Der Piazza San Marco wird beherrscht vom Campanile di San Marco, der Basilica di San Marco und vom Palazzo Ducale. Wir besuchen zuerst die Basilica, die von 1043-70 erbaut wurde und im Inneren mit unbegreiflich kostbaren goldgrundigen Mosaiken dekoriert ist. Ein Fahrstuhl bringt uns dann in das Glockengeschoss des 98 m hohen Campanile. Wir genießen die Aussicht über die Stadt und die Lagune aus der Vogelperspektive. Am Dogenpalast vorbei erreichen wir die Seufzerbrücke (Ponte die Sospiri), über die die Verurteilten vom Dogenpalast in die Verließe gebracht wurden. In einer Bar trinken wir einen Espresso und machen eine kleine Pause. Durch den Torre dell´Orologio verlassen wir den Markusplatz und machen uns auf den Weg zur Ponte di Rialto (1588-91), Venedigs berühmtester Brücke. Schön ist es durch die engen Gassen zu bummeln und sich einfach treiben zu lassen. Immer wieder bieten sich schöne Motive an den unzähligen Kanälen. Wir gehen ein Stück am Canal Grande entlang und machen uns dann durch die Bezirke San Polo und Dorsoduro. Stadtplan und Kartenfunktion des iPhone helfen uns im Wirrwarr der Gassen und Brücken den richtigen Weg zu finden. Sieben Stunden nach der Abfahrt legen wir wieder in Fusina an und erreichen ziemlich erschöpft das Auto. Unser erster Tag in Venedig hat uns sehr gut gefallen. Es gibt viel zu entdecken und film- und fototechnisch ist es eine wahre Fundgrube. Am Abend stellt sich ein Italiener mit seinem Riesenwohnmobil direkt neben uns, mit den reifen auf unserem Stromkabel. Das gibt auf unseren Hinweis wieder frei, schließt dann allerdings eine elektrische Kochplatte an das Stromnetz an, die für einen Platzweiten Stromausfall sorgt – super! Was gibt es doch für Idioten, überall auf der Welt. Nach einer guten halben Stunde ist der Strom wieder da. Todmüde fallen wir ins Bett.
Freitag, 23.03.2012: Heute lernen wir Venedig von der Wasserseite aus kennen. Wir kaufen uns Tagestickets für die Vaporettos und fahren zuerst nach Murano. Mit einmal umsteigen sind wir über eine Stunde unterwegs, so weitläufig haben wir uns Venedig nicht vorgestellt. Wir kommen auch an der Isola di San Michele vorbei, die als Friedhofsinsel dient. Auf Murano, dieser für ihr Glas weltberühmten Laguneninsel, gibt es etwa 100 Glasmanufakturen. Die besondere Qualität ihrer Produkte verdanken die Glasmacher von Murano dem einzigartigen silikatreichen Quarzsand der Lagune. Vom Besuch des Museo del Vetro, des Glasmuseums, haben wir uns mehr versprochen. Eine recht lieblose Präsentation, wenig Erläuterungen zu Geschichte und Technik und keinerlei Vorführungen – das haben wir schon wesentlich besser gesehen. In einer Bar kaufen wir uns zwei belegte Brötchen, die noch einmal aufgewärmt werden. Wir setzen uns an den Canale degli Angeli in die Sonne und lassen uns die leckeren Brötchen schmecken. Wir spazieren durch die Gassen von Murano und sehen uns die Produkte der Glasmanufakturen an. Geli kauft sich einen herzförmigen Glasanhänger. Ein weiterer Wasserbus bringt uns an den Canal Grande, dem wir auf seiner ganzen Länge bis zum Piazza San Marco folgen. Letzte Station unserer Wasserbusreise durch Venedig ist die jenseits des Bacino di San Marco gelegene Isola di San Giorgio Maggiore mit der gleichnamigen strahlend weißen Kirche. Wir genießen noch einmal den Blick über die Lagune auf die Stadt und fahren zum Anleger unserer Fähre nach Fusina zurück. Da wir noch etwas Zeit haben, setzen wir uns in ein Café in die Sonne und trinken einen Cappuccino. Genau wie gestern kommen wir wieder nach genau sieben Stunden in Fusina an. Heute sind wir aufgrund der vielen Wasserbusfahrten aber längst nicht so erschöpft wie gestern. Auf dem Campingplatz gibt es dann viel zu gucken: Trotz massenweise freier Stellplätze bekommen wir jetzt auch auf der anderen Seite Nachbarn. Die lassen ihr Abwasser einfach ablaufen, aber achten immerhin auf unser Stromkabel. Ein anderer, vermutlich Deutscher, entleert seinen Toilettentank trotz Verbot und vorhandener Entsorgungsstation in den Toiletten. Unsere Lieblingsitaliener veranstalten direkt hinter unserem Auto eine Grillparty und parken uns auch noch mit einem zweiten PKW zu. Man muss nicht ausgesprochen verrückt sein um hier zu campen, aber es erleichtert die Sache ungemein. Sobald es dunkel wird ziehen wir alles zu und können uns in unserem schönen Zuhause so richtig wohl fühlen. Wir beenden den Tag mit dem sehr gut gemachten Film „Der rote Baron“ über den deutschen Piloten Manfred von Richthofen.
Samstag, 24.03.2012: Wie auch in den vergangenen Tagen nehmen wir den Vaporetto um 10:00 Uhr ab Fusina und machen uns dann erneut zu Fuß auf den Weg. Zunächst bleiben wir im Bezirk Dorsoduro südlich des Canal Grande. Unser erstes Ziel ist die Peggy Guggenheim Collection in ihrem ehemaligen Wohnsitz, dem Palazzo Venier die Leoni. Im schönen Ambiente präsentiert die Sammlung hochrangige Kunst der Klassischen Moderne: Gemälde, Skulpturen und Objekte von Kandinsky, Klee, Ernst, Giacometti, Picasso, Dali, Pollock, Moore und anderen. Die exzentrische amerikanische Millionärin und Sammlerin Peggy Guggenheim lebte 1949-79 in dem Palazzo und vermachte ihn samt wertvollem Inventar und einem idyllischen Garten dem italienischen Staat. Leider ist das Fotografieren nur im Garten erlaubt. Es folgt ein Besuch in der achteckigen Kirche Santa Maria della Salute, die auf der Landzunge steht, an welcher der Canal Grande in das Lagunenbecken Bacino di San Marco mündet. Am Ende dieser Landzunge steht die altehrwürdige Zollstation Dogana da Mar, die heute ein Zentrum für zeitgenössische Kunst beherbergt. Von hier aus haben wir einen herrlichen Blick auf San Marco und die Isola di San Giorgio Maggiore. Wir machen uns auf den Weg zum Markusplatz, wo Geli sich eine Ausstellung von Gustav Klimt ansieht. Ich unternehme währenddessen einen Bummel durch die Gassen rund um den Markusplatz. Ziemlich erschöpft erreichen wir wieder den Anleger und sind heute schon nach sechs Stunden wieder zurück in Fusina. Wir nutzen die frühere Rückkehr, um noch etwas draußen in der Sonne zu sitzen und zu lesen und einen Espresso zu trinken. Bald wird es uns jedoch zu kühl und wir machen es uns im Roadrunner gemütlich. Die drei Tage in Venedig haben uns sehr gut gefallen und wir waren bestimmt nicht zum letzten Mal in dieser faszinierenden Stadt, die eine wahre Schatzkammer für Fotografen ist.
Sonntag, 25.03.2012: Wir wundern uns, dass auf dem Campingplatz alle so früh aktiv sind. Als Geli ihr Handy anmacht, stellen wir fest, dass wir die Umstellung auf die Sommerzeit verschlafen haben und die anderen gar nicht so früh, sondern wir eine Stunde später dran sind. So ist es schon kurz nach 11:00 Uhr als wir den Campingplatz verlassen. Über die Autobahn erreichen wir für 8,70 € schnell und unkompliziert Udine. Als Geli vor der Stadtbesichtigung noch einmal auf unsere Toilette geht, stellt sie fest, dass sich der Tankverschluss nicht mehr öffnen lässt. Mit Gummihandschuhen „bewaffnet“ mache ich mich an die appetitliche Arbeit und öffne den Tank. Es ist offensichtlich ein kleines Plastikteil abgebrochen, das für den Schließmechanismus sorgt. Wir hoffen, dass wir morgen in Triest Ersatz bekommen können – sonst müssen wir improvisieren. Jedenfalls können wir unsere Toilette weiter benutzen. Wir beginnen unseren Rundgang am Piazza della Libertà, dem Zentrum der Altstadt. Der rechteckige Platz ist dem Markusplatz in Venedig nachempfunden, ein Brunnen, Säulen mit Markuslöwe und Justitia sowie Statuen von Herkules und Kakus unterstreichen den festlichen Gesamteindruck. Mittelpunkt des Platzes ist die grazile Loggia del Lionello (1448-57), das einstige Rathaus, ein Meisterwerk der venezianischen Spätgotik aus weißem und rosafarbenem Stein auf luftigen Arkaden. Auch die ab 1533 erbaute Loggia di San Giovanni gegenüber präsentiert sich als langgestreckter offener Säulengang im Stil der Renaissance. Überragt wird sie von der Torre dell´Orologio (16. Jh.), unter deren blau hinterlegtem Uhrblatt mit aufgesetzter Sonne der geflügelte Löwe Venedigs in Stein gehauen ist. Im Duomo Santa Maria Annunziata wollen wir uns die berühmten Fresken von Giambattista Tiepolo (1696-1770) ansehen, stehen jedoch vor verschlossenen Türen und müssen uns mit dem Blick von außen auf den Dom begnügen. Unser nächstes Ziel ist das nur 17 km östlich von Udine gelegene Cividale del Friuli, eine alte Langobardenstadt, die malerisch in einer Schlucht des Flusses Natisone liegt. Wir finden einen Parkplatz in der Nähe der Altstadt und als wir gerade zu unserem Bummel starten wollen, gibt es einen kräftigen Gewitterschauer. In der ganzen Stadt ist Flohmarkt und die Marktbeschicker haben Mühe ihre Waren und Stände vor Sturm und Regen in Sicherheit zu bringen. Über die Ponte del Diavolo, die Teufelsbrücke, gelangen wir in die Altstadt und suchen im Duomo Santa Maria Assunta Zuflucht vor dem Gewitter. Da der Schauer länger anhält als erwartet, kehren wir zum Auto zurück, kaufen noch etwas Gebäck und ein Pesto und verlassen diesen hübschen Ort ohne ein Foto. Wir fahren zurück an die Adriaküste und finden in Grado, einem modernen Badeort inmitten von Laguneninseln, einen Stellplatz für die Nacht. Nach einem Cappuccino mit Gebäck aus Cividale unternehmen wir noch einen Spaziergang an den Strand. Bis auf das Gewitter ist es heute ein herrlicher Tag mit sommerlichen Temperaturen gewesen.
Montag, 26.03.2012: Bei zwei geöffneten Campingplätzen in Grado erkundigen wir uns nach Händlern für Campingzubehör. In einem darf ich das Internet benutzen und sammle Adressen von Thetford-Händlern, leider ist keiner davon in Triest. So machen wir uns zunächst so auf den Weg und werden am Stadtrand von Monfalcone tatsächlich fündig. Der Händler hat einen Deckel für den Fäkalientank vorrätig und könnte uns bis morgen auch einen neunen Tank besorgen. Der würde allerdings über 200 € kosten und wir entscheiden uns zunächst für den Deckel, der nur mit 6,20 € zu Buche schlägt. Wir fahren zu dem wenig einladenden Stellplatz von Triest, zerlegen den Tank und haben nach wenigen Minuten den neuen Deckel funktionsfähig eingebaut – super! Mit wieder voll funktionsfähiger Toilette fahren wir zurück in die Innenstadt von Triest, wo wir ohne Probleme einen Parkplatz finden. Nach einer kleinen Stärkung im Auto beginnen wir unseren Rundgang am zentralen Piazza dell‘ Unità d’Italia , der sich zum Meer hin öffnet. Zur Innenstadt hin schließt ihn die Neorenaissancefassade des Palazzo del Municipio ab, des 1872-75 nach dem Vorbild des Pariser Louvre erbauten Rathauses. Der Palazzo del Lloyd Triestino und der mosaikverzierte Palazzo del Governe vervollständigen das imposante Ensemble. Vorbei am Teatro Verdi, dem 1798 fertiggestellten Opernhaus, erreichen wir den von klassizistischen Prachtbauten flankierten Canal Grande. Der vom Hafen kommende Stichkanal endet an der Grünfläche vor der Kirche Sant’Antonio Nuovo aus dem Jahr 1842. Eine Skulptur erinnert an den irischen Schriftsteller James Joyce, der von 1904-20 in Triest gelebt hat. In einem kleinen Sparmarkt ergänzen wir unsere Vorräte und gehen zum Auto zurück. Wenige Kilometer hinter Triest überqueren wir die Grenze zu Slowenien und müssen zum ersten Mal auf dieser Reise unsere Ausweise vorzeigen. Wir gelangen automatisch auf einen Schnellstraße, für die wir eigentlich eine Vignette bräuchten, die wir nicht haben. Hoffentlich hat man uns nicht erwischt. Etwa 30 km legen wir in Slowenien zurück und erreichen die Grenze zu Kroatien. Auch hier werden die Ausweise kontrolliert. Wir wollen zu einem Stellplatz am Leuchtturm von Savudrija, dem höchsten Leuchtturm Kroatiens. Der Stellplatz wurde offensichtlich in einen Campingplatz umfunktioniert, der jetzt noch geschlossen hat. Ich mache ein Foto vom Leuchtturm und wir fahren weiter. Wir kommen an zahlreichen weiteren Campingplätzen vorbei, für die die Saison noch nicht begonnen hat. Bei Umag werden wir schließlich auf dem Camping Stella Maris fündig. Der zum gleichnamigen Ressort auf der anderen Straßenseite gehörende Platz hat geöffnet und wir bekommen einen ruhigen Stellplatz weit ab von der Straße. Auf einem kleinen Rundgang sehen wir uns das Ressort an, das sich ebenfalls noch im Winterschlaf befindet. |